Osstirol

Die Region Osttirol ist aus verschiedenen Gründen als Untersuchungsgebiet besonders geeignet. Die gebirgige Region grenzt direkt an die italienische Staatsgrenze und erfüllt somit schon aus geographischen Gründen die Projektanforderungen. Alpine Naturgefahrenprozesse treten in Osttirol in all ihren Formen auf und sind oft mit vorangegangenen Unwetterereignissen als Kaskaden- oder Multi-Hazard-Effekte verbunden. Darüber hinaus liegt Osttirol in den Zentralalpen, wo die Auswirkungen des Klimawandels voraussichtlich stärker zu spüren sein werden. Osttirol wurde Ende Oktober 2018 durch den Sturm „Vaia“ schwer getroffen. Die Auswirkungen von Stürmen und Sturmschäden sind in dieser Region also nach wie vor hochaktuell!

      • LAND:  Österreich/li>
      • REGION: Bundesland Tirol
      • PROVINZ: Lienz
      • GEMEINDEN: 33
      • EINWOHNERN: 50.000
      • GESAMTFLÄCHE: 2.020 Km2
      • BEVÖLKERUNGSDICHTE: 24.5 ab./Km2
      • HÖHENLAGE: - m.s.l.m

Osttirol ist der südöstliche Teil des Bundeslandes Tirol und auch bekannt als der Tiroler Bezirk Lienz. Diese Region umfasst eine Fläche von 2.020 km², wobei der Anteil der Siedlungsfläche nur 8,7 % (175 km²) beträgt. Die Einwohnerzahl liegt bei rund 48.700 (Stand 2019) [1]. In Osttirol gibt es ca. 16.300 Gebäude und die Verkehrswege in der gesamten Region umfassen 4.200 km Straßen (Stand 2015) und 50 km Schienenwege (Stand 2009). Der Tourismus in Osttirol ist im Vergleich zu anderen touristischen Regionen im restlichen Tirol nicht besonders stark. Dennoch verzeichnete die Region in den letzten Jahren über 2.000.000 Übernachtungen pro Jahr. Derzeit (2020) gibt es 55 Seilbahnanlagen in Osttirol, mit abnehmender Tendenz seit 2010 [1].

Der Sturm „Vaia“ fegte 2018 mit geschätzten Windspitzen von 180 – 220 km/h über Osttirol (und Kärnten) [4] und hinterließ große kahle Waldflächen sowie erhebliche Schäden an der Infrastruktur [2, 3]. Die damit einhergehenden rekordverdächtigen Niederschläge führten auch zu zahlreichen Überschwemmungen [4] & Murenabgängen [3]. Alle Osttiroler Gemeinden waren von diesem Ereignis betroffen. Im Wald wurden auf einer Gesamtschadensfläche von 2.100 Hektar mehr als 500.000 Festmeter Schadholz geerntet. Mehr als 60 % der betroffenen Fläche können der Kategorie Objektschutzwald zugeordnet werden [3,4]. Der Verlust der Schutzfunktion des Waldes in diesem Ausmaß ist in Österreich beispiellos [3]. Dank der guten Vorhersage des Extremereignisses durch die Wettermodelle (ZAMG Kärnten) und der frühzeitigen Warnung konnten Personenschäden verhindert werden [4].

Die Schäden, die der Sturm hinterließ, sind nicht nur ein (finanzielles) Desaster für die einzelnen Waldbauern [2]. Die weitaus größere Bedrohung für die Allgemeinheit ergibt sich aus dem großflächigen Verlust von Wald und dem dadurch massiv erhöhten Gefahrenpotential von Lawinen, Erdrutschen und Steinschlag. Fast siebzig Prozent des Osttiroler Waldes werden aufgrund ihrer Lage als Objektschutzwald benötigt und schützen somit direkt die Siedlungen der Osttiroler. Durch den Sturm „Vaia“ und den Verlust des Schutzwaldes waren wichtige Verkehrswege und ganze Siedlungen von einem Tag auf den anderen von einem verschärften Gefährdungsszenario bedroht [2, 4]. Die unmittelbar nach dem Windwurfereignis notwendigen technischen und biologischen Maßnahmen (Steinschlagnetze, Lawinendämme, Aufforstungen, etc.) werden laut BMLRT (Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus) rund 65 Mio. Euro (für Osttirol & Kärnten) kosten [3].
Zusätzlich ist mit hohen Sekundärschäden in den Schutzwäldern durch Borkenkäferkalamitäten [4] und einem Verfall der Holzpreise [2] zu rechnen. Durch die Borkenkäferkalamitäten ist zu erwarten, dass innerhalb von 5 Jahren die gleiche Menge an Schadholz zu der durch den Sturm geworfenen Holzmenge hinzukommt [4].
Die Sturmschäden und fatalen Folgen im Beispiel „Vaia“ in Osttirol sind offensichtlich und werden noch Jahrzehnte nach diesem nur wenige Stunden bis Tage dauernden Ereignis nachwirken. Gerade im Hinblick auf zukünftige Ereignisse ähnlicher Größenordnung ist Osttirol für eine vertiefte Ausarbeitung im Projekt Trans Alp besonders interessant.

FONTI:[1] Amt der Tiroler Landesregierung (2021): Landesstatistik, https://www.tirol.gv.at/filead- min/themen/statistik-budget/statistik/downloads/Regionsprofile/Stat_profile/bezirke/Li- enz.pdf; accessed: 2021-04-28[2] Sandbichler, R., Huber, A.M. (2021): Schützt der Wald uns noch? Berg & Tal, 12 Februar 2021; https://www.dolomitenstadt.at/story/schuetzt-der-wald-uns-noch/[3] Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (2019): Sturmtief „Vaia“ 2018 Kärnten und Osttirol. Ein Jahr danach – Schäden und Maßnahmen.[4] Verein der Diplomingenieure der Wildbach- und Lawinenverbauung Österreichs (2020): Ostti- rol und Kärnten – Studienreise 2019 des Vereins der Diplomingenieure der Wildbach- und La- winenverbauung Österreichs; Journal for Torrent, Avalanche, Landslide and Rock Fall